Kunst & Steine
«Die simbabwische Steinbildhauerei, die Kunst der Shona,
folgt einem philosophischen Grundgedanken und hat eine lange Tradition.
Sie wird von Generation zu Generation weitergegeben und findet
durch junge Künstler neuen Ausdruck»
Jacqueline Manhart
Die Kunst
Die Künstler und die Kunst der Shona
Keiner der Bildhauer Simbabwes hat eine klassische theoretische Kunstausbildung genossen. Ihre Skulpturen entstehen nicht nach Skizzen oder Modellen, nicht planvoll oder strukturiert. Sie entstehen unmittelbar, aus dem Dialog mit dem Stein, der dem Künstler seine Seele offenbart – die dieser dann behutsam freilegt. Und genau darin liegt der besondere Wert dieser Kunst; sie vermag dem Betrachter ein Tor zu ihrem Inneren zu öffnen. Unsere Geschäftspartnerin Anette Voelmy von der Skulpturengalerie Sylt nennt es die Kunst der beseelten Steine.
Durch die jungen Künstler findet die Steinbildhauerei Simbabwes immerwieder neuen Ausdruck
Wenngleich jeder einzelne Künstler eigene Ideen und seinen individuellen Stil ins Kunstwerk trägt, so folgen doch alle dem philosophischen Grundgedanken, dass das Motiv bereits im rohen Fels verborgen liegt. Es gilt, das Objekt mit Ruhe, Gespür und Sorgfalt aus dem beseelten Stein zu befreien. Diese Kunst, die Kunst der Shona, hat eine lange Tradition und wird von Generation zu Generation weitergegeben. Kunstschulen, die so etwas lehren, gibt es in Simbabwe nicht. Alle Künstler sind Autodidakten und haben beim Vater oder älteren Bruder gelernt.
Die unterschiedliche Art der Steinbearbeitung schafft interessante Kontraste; so wirkt der Gegensatz zwischen hoch polierten Flächen und rauem Stein besonders plastisch.
Charakteristisch für Steinskulpturen aus Simbabwe ist der Serpentinstein. Das Umwandlungsgestein ist ein wasserhaltiges Magnesiumsilikat und kommt in verschiedenen Farben und Härtegraden vor. Der gern verwendete Opalit etwa besticht mit vielfältig grüner Färbung, der besonders harte Springstone mit einer schwarzen, hochglänzenden Anmutung. Um die Seele des Steines zu befreien, greifen die Künstler zu Hammer und Meissel, zu Feile und Raspel. Und zu feinem Schleifpapier. Abschliessend erhitzen sie den Stein und versiegeln die zu polierenden Flächen mit farblosem Wachs. Dadurch behält die Skulptur dauerhaft ihre ursprüngliche Farbe und Maserung.
Die Steine
Die Steinarten
Serpentin: Viele Künstler haben eine Vorliebe für den harten, schweren, aus dem Norden Simbabwes (Guruve) stammenden Serpentin. Er ist eingehüllt in die äussere Decke aus rötlich-braun oxidiertem Gestein. Andere Serpentinarten – etwa grüne, rote, violette, orange, braune und graue – kommen in Simbabwe ebenfalls vor, besonders im Osten des Landes.
Springstone: Der rein schwarze Springstone ist der härteste aller Serpentinsteine. Als Zweitfarbe weist er fast immer Braun auf. Seine Oberfläche ist häufig rotbraun oxidiert oder rostfarben. Er hat einen hohen Metallgehalt, eine schöne Maserung und keine Risse. Hauptsächlich aus Tengenenge und Guruve stammend, ist er bei den Künstlern sehr beliebt, da er sich ausserordentlich gut bearbeiten lässt. Ein wunderschöner dunkler Stein, der wegen seiner Dichte glänzend poliert werden kann. Sein Name soll ihm übrigens John Takawira, einer der bekanntesten simbabwischen Bildhauer der ersten Generation, gegeben haben – weil er so hart ist, dass der Meissel bei jedem Hammerschlag «zurückspringt».
Kobalt: Der attraktive purpurne Stein fasziniert mit braun-orangen Zeichen und ähnelt in seinem Erscheinungsbild Metall. Er bricht schnell und ist daher schwer zu bearbeiten.
Fruitserpentin: Der farbstarke Frucht-Serpentin mit unterschiedlich tiefen Einsprengungen ist nicht nur wegen seiner Schönheit ein gesuchter Stein, seine Dauerhaftigkeit – er weist eine starke Härte auf – macht ihn ebenfalls sehr beliebt.
Opalit: Der leuchtend hell- bis mittelgrüne Opalit ist fein strukturiert und weist eine fast durchscheinende Oberfläche auf – manchmal mit roten, orangenen oder blauen Einsprengungen. Mit seinem überaus glänzenden Finish und seiner weniger harten Beschaffenheit als der Springstone oder Serpentin ist der Opalit einer der Lieblingssteine der Künstler.
Verdit: Von ausserordentlicher Schönheit zeigt sich dieser seltene Halbedelstein – er kommt nur an zwei Orten weltweit vor. Seine grünlich schimmernde Farbvariation und die starke Härte verleihen dem Verdit eine besonders hohe Qualität. Die rötlichen Farbschattierungen bringen ihm auch die Bezeichnung Rubinverdit ein. Dank seiner extremen Härte eignet er sich besonders zur Herstellung von Elefanten-, Rhinozeross- oder Büffelskulpturen.